Stromausfälle sind in den meisten Regionen selten – aber wenn sie passieren, merkt man schnell, wie abhängig der Alltag von Strom ist: Heizungspumpe, Router, Licht, Kühlschrank, Garagentor, Homeoffice. Gleichzeitig haben immer mehr Häuser eine PV-Anlage und oft auch einen Speicher. Dann kommt die Frage: Kann mein Haus bei Stromausfall weiterlaufen? Und wenn ja: Wie genau – Notstrom, Ersatzstrom oder Backup?
In diesem Artikel bekommst du eine klare Einordnung, welche Varianten es gibt, was technisch dafür nötig ist, welche typischen Fehler passieren und wie man das Thema professionell plant.
1) Notstrom, Ersatzstrom, Backup: die wichtigsten Begriffe
Notstrom (meist: einzelne Verbraucher)
„Notstrom“ bedeutet oft: Ein begrenzter Stromkreis oder einige ausgewählte Steckdosen werden bei einem Ausfall versorgt. Typisch ist ein kleiner Notstrom-Kreis für:
- Router/Internet
- Licht im Flur
- Kühlschrank
- Heizungssteuerung / Heizungspumpe
- ggf. ein Arbeitszimmer
Das Ziel: Grundversorgung, nicht der volle Hausbetrieb.
Ersatzstrom (größerer Teil oder ganzes Haus)
„Ersatzstrom“ meint in der Praxis: Bei Netzausfall übernimmt ein System die Versorgung für mehrere Stromkreise – im Idealfall sogar für das gesamte Haus (abhängig von Leistung, Konzept und Installation).
PV-Backup (PV + Speicher als Quelle)
PV-Backup beschreibt meist das Zusammenspiel aus:
- PV-Anlage
- Batteriespeicher
- Wechselrichter mit Backup-/Ersatzstromfunktion
- Umschalttechnik (Netztrennung)
Wichtig: Nicht jede PV-Anlage kann bei Stromausfall Strom liefern. Viele Anlagen schalten sich bei Netzausfall aus (Sicherheitsfunktion), wenn keine entsprechende Ersatzstrom-Lösung vorhanden ist.
2) Warum eine normale PV-Anlage bei Stromausfall oft nichts bringt
Das ist einer der häufigsten Irrtümer: „Ich habe PV, also habe ich bei Stromausfall Strom.“
In vielen Standardanlagen gilt:
- Bei Netzausfall schaltet der Wechselrichter ab, damit kein Strom ins Netz eingespeist wird (Schutz für Netz und Monteure).
- Ohne Netzreferenz und ohne Umschalt-/Inselbetriebstechnik bleibt die PV-Anlage aus.
Damit PV im Ausfallfall wirklich hilft, braucht es ein System, das:
- das Haus vom Netz trennt (Inselbetrieb / Ersatzstrombetrieb),
- eine eigene Netzversorgung aufbaut,
- und die Energieflüsse aus PV und Speicher sauber regelt.
3) Welche Lösungen gibt es im Einfamilienhaus?
Lösung A: Backup-Steckdose am Wechselrichter (kleine Notversorgung)
Manche Systeme bieten eine einzelne „Backup“-Steckdose, die im Ausfallfall aktiviert werden kann. Das ist nützlich für:
- Router
- Handy laden
- ein paar Verbraucher
Aber: Es versorgt nicht automatisch das ganze Haus.
Lösung B: Notstromkreis / Ersatzstromkreis über Umschalttechnik
Hier wird ein separater Stromkreis oder eine definierte Gruppe (z. B. „Notstrom-Unterverteilung“) aufgebaut. Vorteil:
- klar definierter Umfang
- sauber abgesichert und dokumentiert
- gute Kosten-Nutzen-Balance
Typische Verbraucher im Notstromkreis:
- Heizung/Heizungspumpe
- Kühlschrank/Gefriertruhe
- ausgewählte Lichtkreise
- Router/Netzwerk
- ggf. Rollladensteuerung
Lösung C: Ersatzstrom für große Teile / ganzes Haus
Das ist die komfortabelste Lösung, aber auch die anspruchsvollste:
- hohe Leistung nötig (Anlaufströme, Küche, große Verbraucher)
- durchdachte Stromkreisstruktur wichtig
- Lastmanagement kann erforderlich sein
- Kosten und Planungsaufwand steigen
Viele Häuser wählen einen Mittelweg: wichtige Stromkreise ja, Vollversorgung nein.
4) Batteriespeicher: reicht der im Ernstfall?
Ein Speicher kann beim Ausfall helfen – aber nur, wenn:
- Wechselrichter/Hybridwechselrichter Ersatzstrombetrieb unterstützt,
- Umschalttechnik vorhanden ist,
- Installation entsprechend geplant ist.
Zusätzlich ist entscheidend:
- Speichergröße (kWh): Wie lange sollen wichtige Verbraucher laufen?
- Leistung (kW): Welche Verbraucher sollen gleichzeitig betrieben werden?
- Anlaufströme: z. B. Kühlschrank/Kompressor, Pumpen
- Priorisierung: welche Geräte müssen wirklich laufen?
Ein typischer Notstrombedarf ist oft geringer als gedacht – aber er muss sauber definiert sein.
5) Große Verbraucher im Ersatzstrom: Wallbox, Wärmepumpe, Herd?
Hier passieren die meisten Missverständnisse. Bei Stromausfall sollen oft „alles“ laufen:
- Wärmepumpe
- Herd/Backofen
- Wallbox
- Durchlauferhitzer
- Klimaanlage
Das ist möglich – aber nur mit entsprechend dimensionierter Leistung und sehr sauberer Planung. Viele Backup-Lösungen sind bewusst darauf ausgelegt, wichtige Grundlast zu versorgen, nicht die komplette Maximalleistung des Hauses.
Eine realistische Strategie ist:
- Notstromkreis für Grundversorgung
- große Verbraucher bleiben aus (oder werden gezielt freigegeben)
- Prioritäten und Schaltlogik definieren
6) Sicherheit: Netztrennung, Umschaltung und Normen
Ersatzstrom ist kein „Stecker rein und fertig“. Entscheidend ist, dass bei Netzausfall:
- das Hausnetz sicher vom öffentlichen Netz getrennt wird (Netz-/Anlagenschutz),
- keine gefährliche Rückeinspeisung möglich ist,
- Schutzmaßnahmen (FI/RCD, Absicherung, Potentialausgleich) weiterhin korrekt funktionieren,
- die Anlage fachgerecht geprüft und dokumentiert wird.
Genau deshalb gehört das in die Hände eines Elektrofachbetriebs – insbesondere wenn PV, Speicher, Blitzschutz und Überspannungsschutz zusammenspielen sollen.
7) Überspannungsschutz & Blitzschutz: Warum das bei PV-Backup noch wichtiger wird
Wenn du PV + Speicher + Ersatzstrom planst, steigt die Anzahl elektronischer Komponenten:
- Wechselrichter/Hybridwechselrichter
- Speicher
- Energiemanagement
- ggf. Umschaltbox/Notstromumschaltung
- Netzwerk/Smart-Home-Steuerungen
Damit wächst auch die Bedeutung eines sauberen Schutzkonzepts:
- Überspannungsschutz im Verteiler
- Potentialausgleich
- bei vorhandener Blitzschutzanlage: professionelle Einbindung der PV/Leitungswege
Gerade hier zahlt sich Erfahrung aus, weil Schutz und Funktion zusammen gedacht werden müssen.
8) Typische Fehler (und wie du sie vermeidest)
Fehler 1: „PV reicht als Notstrom“
Ohne Umschaltung/Inselbetrieb bleibt PV bei Netzausfall meist aus.
Fehler 2: Notstrom wird geplant, aber Stromkreise sind ungeeignet
Wenn die Verteilung unübersichtlich ist oder wichtige Verbraucher mit „unwichtigen“ zusammenhängen, wird es teuer. Saubere Stromkreisstruktur spart Kosten.
Fehler 3: Zu hohe Erwartungen an Leistung
Vollversorgung inklusive Herd, Wärmepumpe und Wallbox ist technisch möglich, aber aufwendig. Realistische Ziele führen zu besseren, bezahlbaren Lösungen.
Fehler 4: Schutztechnik wird vergessen
Ersatzstrom ist sicherheitskritisch. Ohne Netztrennung, Prüfung und Dokumentation ist das riskant.
Fehler 5: Keine Zukunftsplanung
Wer heute PV plant, sollte Ersatzstrom zumindest als Option mitdenken (z. B. Platz im Schrank, Leitungswege, Systemwahl).
9) Fazit: Backup ist machbar – mit sauberem Konzept
Notstrom und Ersatzstrom im Einfamilienhaus sind absolut machbar. Entscheidend ist:
- Welche Verbraucher sollen laufen?
- Wie lange soll die Versorgung halten?
- PV, Speicher und Umschaltung müssen zusammenpassen
- Verteilung und Schutzkonzept müssen professionell umgesetzt werden
Wenn du eine PV-Anlage mit Speicher planst oder deine bestehende Anlage um Notstrom/Ersatzstrom erweitern möchtest, ist i-Check Elektro- und Blitzschutztechnik GmbH im Raum Nürnberg, Fürth und Erlangen ein geeigneter Ansprechpartner – besonders dann, wenn du Wert auf eine fachgerechte Umsetzung inklusive Überspannungsschutz und (bei Bedarf) Blitzschutz legst.




